Der erste Tag

 
   

Der erste Tag – „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“
Der Bericht der Bibel legt bereits am ersten Schöpfungstag den gesamten weiteren Ablauf der Schöpfungswoche an. Wie der Theologe, Pastor und Publizist Dr. Wolfgang Nestvogel in seiner Vortragsreihe über das erste Kapitel der Bibel ausführt, wird hier das Konzept der weiteren Schöpfungsschritte erkennbar festgelegt. Daher ist der Bericht über den ersten Tag von zentralem Gehalt.

„Am Anfang“
Bereits im ersten Wort des Schöpfungsberichts findet sich der erste Schöpfungsakt Gottes. „Am Anfang“ bedeutet, dass Gott die Zeit schuf. Damit sagt die Bibel mit dem ersten Wort, dass das Universum einen Anfang und ein Ende hat, was die moderne Physik seit Albert Einstein bestätigt. Der Mathematikprofessor Arthur Earnest Wilder-Smith, Chemiker und Pharmakologe, erklärt in seinen Vorträgen zum biblischen Schöpfungsbericht, dass die Schaffung der Zeit mit der Schaffung von Materie einher geht, denn beide bedingen einander. Zeit hat einen Anfang und ein Ende und Gott bestimmt die Zeitspanne für das Bestehen der Welt. Am ihrem Ende geht die Zeit über in Ewigkeit.

„schuf Gott“
Gott schafft aus Nichts, in voller Freiheit und Souveränität. Der Grund für Sein Schaffen ist Sein Wille; er schafft, weil er es will. In dem Ausdruck „schuf Gott“ liegt die wirksame Energie, die Gott einsetzt, wenn er handelt.

„Himmel und Erde“
In der hebräischen Sprache bezeichnen „Himmel und Erde“ den gesamten Kosmos. Somit schafft Gott am ersten Schöpfungstag das Weltall. Mit „Himmel und Erde“ schafft Gott Raum und Materie.

Prof. Wilder Smith erinnert an den Zusammenhang von Zeit und Materie, wenn er erklärt, dass beim Tod des Menschen nicht nur die Materie verlorengeht, sondern auch die Zeit, sodass sich der Mensch unmittelbar nach seinem Tod in der Ewigkeit befindet.

Carl Friedrich Keil, evangelisch-lutherischer Theologe und alttestamentlicher Experte des 19. Jahrhunderts, führt aus, dass „Himmel und Erde“ das Universum in seiner noch unentwickelten Urgestalt bezeichnen, die Gott in den nachfolgenden Schöpfungstagen ausgestaltet.

Die Urgestalt der Schöpfung – Grundzutaten
Die ersten Worte des Schöpfungsberichts zeigen auf, mit welchen Zutaten Gott die Urgestalt der Schöpfung ausgestattet hat …
• „Am Anfang“ – Gott schafft die Zeit
• „Gott schuf“ – Gott setzt wirksame Energie frei
• „Himmel und Erde“ – Gott schafft Raum und Materie
… und wie er handelt.
• Gott schafft durch sein Wort.
• Gott schafft als Person.
Die Bibel schildert den Ablauf von Gottes Schaffen schrittweise und zeigt damit, dass Gott die Schöpfung ebenso Schritt für Schritt ausgeführt hat. Am ersten Tag bereitet Gott die Urgestalt der Welt, um dem Menschen einen Lebensraum zu schaffen.

Das Konzept der Schöpfung – „und die Erde war wüst und leer“
Der zweite Vers des Schöpfungsberichts gibt laut Dr. Nestvogel mit den zentralen Begriffen „wüst und leer“ das Konzept an, das dem Aufbau der Schöpfung Gottes zugrunde liegt. Der hebräische Begriff für „wüst und leer“ heißt „tohu ve bohu“.
• „tohu“ bedeutet ungestaltet, ungeformt
• „bohu“ bedeutet ungefüllt, unbewohnt
Im nachfolgenden Bericht tritt das Konzept zutage, das mit dem Begriff „tohu ve bohu“ begründet wurde. Dieses besteht in Ordnen und Füllen.
Ordnen: In den ersten drei Schöpfungstagen gibt Gott dem „tohu“, dem Ungeformten, eine Struktur. Die Erde erhält ihre Gestalt, die Leben ermöglicht.
Füllen: In den zweiten drei Schöpfungstagen behebt Gott das „bohu“, das Ungefüllte, indem er die zuvor gestaltete, aber noch unbelebte Erde mit Leben füllt.

Vorblick auf die Schöpfungswoche
Um das Konzept, das bereits in den ersten Worten des Schöpfungsberichts angelegt ist, zu erkennen, müssen wir einen Blick auf die nachfolgenden Schöpfungstage werfen. Dabei weist die Abfolge, wie Gott die Räume zunächst ordnet und später füllt, eine Parallelität auf. So sind Tag 1 und Tag 4 einander zugeordnet, ebenso Tag 2 und Tag 5 sowie Tag 3 und Tag 6.

Ordnen des „tohu“
1) Tag 1: Scheidung von Licht und Finsternis
2) Tag 2: Scheidung von Wasser und Himmel
3) Tag 3: Scheidung von Wasser und Land – Bereitung der fruchtbaren Erde
Füllen des „bohu“
1´) Tag 4: Die Lichtträger des Tages und der Nacht füllen das Weltall
2´) Tag 5: Fische füllen das Meer, Vögel füllen den Himmel
3´) Tag 6: Landtiere füllen die Erde und der Mensch soll die Erde fülle
„und es war finster über der Tiefe“
Die Tiefe bezeichnet das Wasser, das die Oberfläche der Erde vollständig bedeckt, über dem sich Gottes Geist bewegt.

„und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“
Prof. Wilder-Smith schließt auf, dass Gottes Geist Ursache der Schöpfung ist. Der Geist Gottes äußert sich in der Sprache, im Wort Gottes. Sprache ist ihrem Wesen nach eine Tätigkeit des Denkens. Indem Gott spricht „es werde“, transferiert sein Geist seine Gedanken durch das Wort in Materie. „Denn so er spricht, so geschieht‘s; so er gebeut, so stehet‘s da.“ (Psalm 33,9). Prof. Wilder-Smith stellt weiter fest, dass der Geist nicht aus der Materie kommen kann, denn das Konzept muss immer vor der materiellen Umsetzung angelegt sein. Materie braucht für ihre Formgebung den Geist, denn die Organisation ihrer Bestandteile erfolgt auf Basis von Information. Information aber ist eine geistige Größe. Der Transfer von Information auf die Materie benötigt keine Zeit. In der Schöpfung setzte Gott seine ewigen Gedanken als abgeschlossenes Konzept durch das Wort innerhalb von sehr kurzer Zeit um. Er benötigte keine Zeiträume, da er das Schöpfungswerk ohne die Notwendigkeit einer Entwicklung in ausgereifter Form gemäß dem fertigen Konzept durch sein Wort ins Dasein rief.
Das Prinzip des Geistes schließt den Zufall aus, denn dann wäre die Welt ohne Intelligenz entstanden. Erfordert aber bereits die Erforschung und das Verständnis ihrer Zusammenhänge Intelligenz, zum Beispiel in Mathematik, Physik oder Chemie, so muss das erst recht für ihr Entstehen gelten.

„Es werde Licht! Und es ward Licht.“
Das Licht, von dem die Rede ist, hat nicht die Sonne und die Sterne zur Quelle. Vielmehr ist Gott selbst die Quelle des Lichts. Mit dem Licht, das Gott am ersten Schöpfungstag erschafft, offenbart sich Gott selbst. Denn das geschaffene Licht ist ein Abbild von Gottes Herrlichkeit, Ehre und Majestät. Zugleich ist das Licht die Quelle von Energie und Wärme und somit eine grundlegende Voraussetzung für das Leben auf der Erde.

Im geistlichen Blick stellt das Licht ein Gleichnis, das Gott in seinem Schöpfungsbericht über sich selbst gibt. Jesus bezeichnet sich als das Licht der Welt, denn in ihm offenbart sich Gott den Menschen und verschafft diesen so Klarheit über ihre Herkunft und Zukunft.

„Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“
Wenn Gott Licht und Finsternis voneinander trennt, gibt er der Zeit ihre Struktur und erschafft den Tag mit dessen Zeitbegriff. Mit dem ersten Tag beginnt das Prinzip der Einteilung der Zeit in regelmäßige Abschnitte, die in einen Rhythmus von 24 Stunden erfolgen. Prof. Wilder Smith weist darauf hin, dass mit der Formulierung „es wurde Abend und es wurde Morgen“ der Beginn des 24 Stunden-Tages am Abend festgesetzt ist, wie es im Judentum praktiziert wird.

Indem er sie mit Namen bezeichnet, weist Gott Licht und Finsternis ihre jeweilige Bedeutung und Funktion zu, die 24 Stunden in Tag und Nacht aufzuteilen und zu unterscheiden.