Die Technik des Kupferstichs

 
   

Zur Geschichte des Kupferdrucks
Nach dem Holzschnitt, der bereits im Mittelalter die Reproduktion einzelner Zeichnungen ermöglichte, entstand der Kupferstich als so genannte Tiefdrucktechnik, bei der die Druckfarbe unter hohem Pressdruck aus Vertiefungen im Druckmodel auf das Druckpapier übertragen wird.

Seinen Ursprung hat der Kupferstich in der Waffen-, Gold- und Silberschmiedekunst. Die Schmiedehandwerker gravierten aufwändige Ornamente und Verzierungen in das Metall ihrer Werkstücke. Um die Originale zu erhalten und reproduzieren zu können, rieben sie die Vertiefungen mit Ruß aus und machten Abdrucke auf Stoff oder feuchtes Papier. Diese Technik wurde weiter entwickelt, um Gemälde und Plastiken über Kupferplatten zu kopieren, zu vervielfältigen und so zu verbreiten. Viele erfolgreiche Künstler ließen ihre Werke im Kupferstich anfertigen und vervielfältigen, um für ihre Arbeit Werbung zu machen.
Beim Kupferstich gräbt der Kupferstecher sein Motiv mit einem Kupferstichel in eine flache Kupferplatte spiegelverkehrt ein. Danach werden die Vertiefungen mit Farbe ausgerieben und das Motiv mittels einer Walzenpresse auf feuchtes Papier übertragen.

„Die Technik des mit Hand gedruckten Kupferdrucks, der als die feinste der Drucktechniken gilt, ist in ihrer Ausführung seit dem 16. Jahrhundert unverändert. Der Kupferdruck ist sehr zeitaufwändig und verlangt vom Druckgraphiker ein hohes Maß sowohl an ästhetischen als auch an handwerklichen Fähigkeiten.“ (nach Blanc Kunstdruckverlag München)

Zu den wichtigsten Vertretern des Kupferstichs gehören Martin Schongauer aus Colmar im 15. Jahrhundert, dessen Stiche als Vorlagen für Michelangelo dienten. Sein Kupferstichwerk setzte grundlegende Maßstäbe, die auch die Druckgraphik Albrecht Dürers vorbereiteten. Dürer gilt als Hauptmeister des Kupferstichs in Deutschland.

Die Radierung
Die Radierung entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus dem Kupferstich. Die Technik der Radierung folgt dem gleichen Prinzip des Tiefdruckverfahrens wie der Kupferstich.

„Der Begriff „Radierung“ ist abgeleitet vom Lateinischen „radere“, was übersetzt „kratzen, ritzen“ bedeutet. Der Begriff beschreibt den Arbeitsprozess der sogenannten Kaltnadelradierung sehr genau. Der Künstler ritzt die Zeichnung in die Oberfläche der Kupferplatte. Hierfür verwendet er Radiernadeln in verschiedenen Stärken. Anders als beim Kupferstich gräbt die Radiernadel bei der Kaltnadelradierung kein Material aus dem Metall heraus, sondern hinterlässt eine feine Rille in der Oberfläche der Platte. Diese verleiht der Radierung ihren individuellen Charakter. Dabei hängt der Charakter der fertigen Drucktafel zusätzlich davon ab, welche Technik der Druckgraphiker einsetzt, um die Metallplatte mit seinen Fingern zu färben. Radier-Drucke nach den Vorstellungen des Druckgraphikers umzusetzen gilt in der Kupferdruck-Technik als die höchste Kunst“ (nach Blanc Kunstdruckverlag München)

Der Begriff „Kaltnadelradierung“ bedeutet, dass die Zeichnung mit der Radiernadel direkt auf die Platte übertragen wird. Dabei bezeichnet „Kaltnadel“ die Abgrenzung zur Ätzradierung. Bei der Ätzradierung kommen weder Radiernadel noch Kupferstichel zum Einsatz. Vielmehr ätzt eine chemische Flüssigkeit den aufgezeichneten Strich durch Wärmereaktion von der Platte. Bei der Kaltnadelradierung hingegen ritzt der Graphiker die Zeichnung direkt auf die Kupferplatte, wodurch allerdings die Auflage niedriger ausfällt. Von einer Kaltnadelradierung können höchstens 50 bis 75 Abzüge gedruckt werden.

„Die Kaltnadeltechnik ist schlechthin das Mittel jenes Graphikers, den man als Peintre-Graveur versteht, der also seine Platte direkt und vor allem selbst bearbeitet.“ (Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik, München, 1988, S. 107)

Der Höhepunkt der Radierkunst wurde im 17. Jahrhundert durch Rembrandt erreicht. Seine späten Radierungen führte er vorwiegend als Kaltnadelradierungen aus. Wegen der geringen Auflage dieser Radiertechnik bearbeitete Rembrandt viele seiner Platten mehrmals nach, weshalb es von einigen seiner Motive mehrere Versionen gibt.

Meinen Radier-Zyklus „Die Schöpfung“ habe ich in der Kaltnadelradierung und in Farbe ausgeführt. Dabei habe ich die gravierten Druckplatten mit Kupferdruckfarben eingefärbt und mit einer Hand-Druckerpresse auf Büttenkarton der Formate 20 x 30 und 30 x 40 gedruckt.